Fremdkapitalquote: So berechnet man sie (2024)

Die Fremdkapitalquote ist eine wichtige Bilanzkennzahl, anhand der sich die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens ablesen lässt. Wir zeigen Ihnen hier, wie man diese Kennzahl berechnet, was sie genau aussagt und wie man sie verbessern kann.

Fremdkapitalquote: Bedeutung für Unternehmen

Die Fremdkapitalquote gibt das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Gesamtkapital an. Anhand dieser Quote lässt sich bewerten, wie abhängig oder unabhängig ein Unternehmen von Fremdkapital ist.

Sie ist deshalb nicht nur für Unternehmensverantwortliche eine wichtige Kennzahl, sondern auch für potenzielle Geldgeber:innen oder Investor:innen.

Fremdkapitalquote: So berechnet man sie (1)

Fremdkapitalquote vs. Verschuldungsgrad

Auch wenn die Fremdkapitalquote oftmals als Verschuldungsgrad bezeichnet wird, handelt es sich dabei um zwei verschiedene Dinge. Während die Fremdkapitalquote den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital anzeigt, zeigt der Verschuldungsgrad das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital an.

Formel für Fremdkapitalquote

Die Fremdkapitalquote in Prozent lässt sich mit folgender Formel berechnen:

Fremdkapitalquote = Fremdkapital / Gesamtkapital x 100

Sowohl Fremdkapital als auch Gesamtkapital lassen sich aus der Unternehmensbilanz entnehmen: Das Fremdkapital findet sich auf der Passivseite in Form von Verbindlichkeiten und Rückstellungen; das Gesamtkapital entspricht der Bilanzsumme.

Fremdkapitalquote: So berechnet man sie (2)

Beispiel um die Fremdkapitalquote zu berechnen

Ein Unternehmen weist in seiner Bilanz folgende Positionen aus:

Verbindlichkeiten: 100.000€Rückstellungen: 30.000€Bilanzsumme: 350.000€

Wir rechnen nun:Fremdkapitalquote = (100.000€ + 30.000€) / 350.000€ x 100 = 37,14%

Demnach macht der Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital 37,14% aus. Das heißt, der Großteil des Gesamtkapitals ist Eigenkapital, womit das Unternehmen eher unabhängig von externen Geldquellen ist.

Fremdkapitalquote: Interpretation & Aussage

Man sieht am Beispiel oben, dass eine höhere Menge an Verbindlichkeiten mit mehr finanziellen Verpflichtungen einhergeht. Je höher die Fremdkapitalquote, desto abhängiger ist ein Unternehmen von externen Geldquellen. Dies wiederum stellt eine finanzielle Belastung für das Unternehmen dar, da das Fremdkapital zurückbezahlt werden muss.

Darüber hinaus sinkt mit der Abhängigkeit von externen Geldgeber:innen auch die Entscheidungsfreiheit, die Unternehmensverantwortliche haben. Nicht selten verlangen die Geldgeber:innen nämlich, dass das Unternehmen bestimmte Ziele verfolgt und sein strategisches Geschäft in eine bestimmte Richtung ausrichtet.

Eine geringe Fremdkapitalquote dagegen zeigt an, dass das Unternehmen unabhängiger von externen Geldgeber:innen ist und somit auch unabhängig Entscheidungen treffen kann was die Verwendung seiner Mittel sowie seine strategische Ausrichtung betreffen.

Eine geringe Fremdkapitalquote lässt außerdem darauf schließen, dass das Unternehmen eine gute Bonität hat. Das macht es einfacher, Bankdarlehen zu bekommen. Außerdem kann man günstigere Kreditkonditionen aushandeln und muss weniger Sicherheiten hinterlegen.

Was ist eine gute Fremdkapitalquote?

Einen Richtwert für die Fremdkapitalquote abzuleiten ist schwierig, da jedes Unternehmen andere finanzielle und strategische Prioritäten hat. Während bei Startups die Fremdkapitalquote sehr hoch ist, weil die Einnahmen sofort wieder ins Unternehmenswachstum fließen, ist sie bei älteren und schon seit mehreren Jahren aktiven Unternehmen meist geringer.

Kleine Unternehmen haben oftmals eine höhere Fremdkapitalquote als große Unternehmen, da letztere aufgrund ihrer größeren Wirtschaftskraft besser in der Lage sind Rücklagen zu bilden.

Eine Fremdkapitalquote von weniger als 50% wird von vielen Geldgeber:innen als angemessen akzeptiert, sodass ein Unternehmen als kreditwürdig eingestuft wird. Es gibt jedoch auch Investor:innen oder andere Geldgeber:innen, die bereit sind, einem Unternehmen mit höherer Fremdkapitalquote Kapital bereitzustellen. Häufig handelt es sich dabei um sogenanntes Risiko- oder Wagniskapital (engl. Venture capital), was insbesondere für Startups eine wichtige Rolle spielt.

Hohe Fremdkapitalquote: Was kann man dagegen tun?

Da mit einer hohen Fremdkapitalquote das Risiko für die Zahlungsunfähigkeit steigt, sollten Unternehmen darauf achten, die Fremdkapitalquote in einem angemessenen Rahmen zu halten. Wird das Geschäft zum Großteil mit Fremdkapital finanziert, deutet das darauf hin, dass der operative Bereich nicht rentabel ist.

Bei Startups wird dies in der Anfangsphase in Kauf genommen; bei bereits etablierten Unternehmen deutet das jedoch auf strukturelle Schwächen hin, da nicht genügend Gewinn erzielt wird, um Rücklagen zu bilden. Je nachdem, wo die Ursachen für eine hohe Fremdkapitalquote liegen, muss also dort angesetzt werden.

Umsatzsteigerung bei nicht-rentablem Geschäft

Ist das operative Geschäft nicht rentabel, muss man dafür sorgen, dass der Umsatz steigt. Das kann auf drei verschiedenen Wegen erfolgen: Kostenreduzierung, Gewinnsteigerung, Effizienzsteigerung.

Für Unternehmen, die sich in dieser Lage befinden, ist es eine große Herausforderung, ihr Geschäft rentabel zu machen, vor allem wenn die Gründe dafür im externen Bereich liegen (z.B. wenn die Kundennachfrage schwach ist). Liegen die Gründe für die schwache Rentabilität im internen Bereich, ist es etwas einfacher, diese Probleme zu lösen.

Es sollte dann versucht werden, die Kosten durch verschiedene Maßnahmen zu senken. Eine Prozessoptimierung, bei der beispielsweise Materialkosten eingespart werden können, kann ebenfalls langfristig dabei helfen, die Kosten auf einem Minimum zu halten. Dadurch steigen die Effizienz und somit auch der Umsatz.

Einlagen erhöhen

Da das Gegenstück zur Fremdkapitalquote die Eigenkapitalquote ist, kann man gezielt auch letztere erhöhen, denn dadurch sinkt automatisch die Fremdkapitalquote. Eine Kapitalgesellschaft hat hier beispielsweise die Möglichkeit, die Stammeinlagen zu erhöhen.

Sämtliche Gesellschafter:innen zahlen dann gemäß ihrer Anteile eine höhere Kapitaleinlage ein. Dadurch steigt das Eigenkapital des Unternehmens und somit das Gesamtkapital. Bleibt das Fremdkapital gleich hoch, ergibt sich unterm Strich somit eine niedrigere Fremdkapitalquote.

Fremdkapitalquote reduzieren durch Verkauf von Forderungen und Vermögenswerten

Unternehmen können ihre Forderungen an einen Factoring-Dienstleister verkaufen, der unabhängig von den Fristen diese Forderungen sofort bezahlt. Mit diesen Mitteln kann das Unternehmen seine eigenen Verbindlichkeiten abbauen (z.B. einen Kredit abbezahlen), wodurch die Fremdkapitalquote sinkt.

Hat ein Unternehmen viel Kapital in Vermögensgegenständen gebunden, kann es möglicherweise auch sinnvoll sein, diese zu verkaufen und stattdessen zu leasen (Sale-and-lease-back).

Teure Produktionsmaschinen oder Fahrzeuge können auf diese Weise veräußert werden, wodurch Cash zum Abbau der Verbindlichkeiten zur Verfügung steht. Die Maschinen und Fahrzeuge werden stattdessen geleast. Dadurch ist weniger Kapital darin gebunden, was langfristig die Fremdkapitalquote reduziert.

Fremdkapitalquote: So berechnet man sie (2024)

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